Bergen-Belsen, Herbst 2021
Gedenkstättenfahrt nach Bergen-Belsen im Herbst 2021
Bergen-Belsen wurde 1943-1945 von den Nationalsozialisten als Konzentrationslager genutzt. Es kamen dort während oder durch Folgen der Haft über 50.000 Menschen ums Leben. Bergen-Belsen war ein weitläufiges Gelände mit vielen Lagerkomplexen für allerlei Dinge, mit Wachtürmen, Arbeitsstätten und Übungsgeländen der Nationalsozialisten.
Am 17.11.2021 habe ich mit meiner Klasse einen Ausflug nach Bergen-Belsen gemacht. Wir hatten das Ziel, mehr über das Leben der dort inhaftierten Menschen zu lernen. Wir haben uns besonders mit Jugendlichen und Kindern in der Zeit dort auseinandergesetzt. Es gab viele Kinder im Camp, die teilweise ihre Eltern verloren hatten. Diese wurden dann von Jugendbetreuern betreut. Die Kinder mussten sich zum Teil selbst Beschäftigungen suchen und es gab zwei Spiele, welche gerne gespielt wurden. Ein Spiel war, dass die Jungen mit ihrem Urinstrahl versuchten, Leute oder Objekte zu treffen und „abzuschießen“, ein anders Spiel war das Zählen von Leichen. Dabei suchte sich als Beispiel jeder einen Stapel Leichen aus und wer mehr hatte, hatte gewonnen. Wir haben uns zwei Jugendliche herausgesucht, welche zum Kriegsende in dem Lager dort gelebt hatten. Diese zwei Jugendlichen hießen Hans Lindauer und Ursula Levy. Ursula Levy war zu diesem Zeitpunkt ungefähr acht Jahre alt und Hans Lindauer 17. Beide erlebten die letzte Zeit des Lagers, bekamen jedoch nichts mehr von der Befreiung mit, weil sie kurz davor von den Nationalsozialisten deportiert wurden. Beide waren 13 Tage lang im sogenannten „verlorenen Zug“ unterwegs, bevor dieser am 23.04.1945 in Tröbitz von der Roten Armee gestoppt und befreit wurde. Dieser Zug sollte eigentlich Theresienstadt erreichen und war mit einer der letzten „Juden-Transporte“ der Nationalsozialisten. Ursula Levy überlebte Bergen-Belsen. Hans Lindauer verstarb jedoch kurz nach der Befreiung an einer Krankheit.
Nachdem wir etwas über die beiden gesprochen hatten, haben wir uns das Gelände angesehen. Wir haben das Monument eines alten Wachturms angeschaut, die Überreste von Baracke 9 und 10, die alte Lagerstraße und eine alte Latrine (siehe Foto). Man erkennt nicht mehr viel außer den Stellen, wo früher die Sitztoiletten waren. Die Latrinen waren beliebte Orte, um verbotene Dinge oder Informationen auszutauschen. Dies war jedoch ein gefährliches Unterfangen, weil es, wenn man dabei erwischt wurde, mit Einzelhaft bestraft wurde und je nachdem, wie schlimm das begangene „Verbrechen“ war, war die Einzelhaft dementsprechend lang. Die Toiletten waren nicht sehr hygienisch. Es gab meist nicht genug Toilettenpapier, so dass Lappen mehrmals als wiederverwendbares Toilettenpapier benutzt werden mussten. Außerdem kam es des Öfteren vor, dass die Abflussrohre verstopft waren. Eigentlich müsste man jetzt denken, dass die Toiletten der Ort waren, wo die meisten Krankheiten ausgetauscht wurden, jedoch ist das nicht der Fall. Der Ort, an welchem die meisten Krankheiten ausgetauscht wurden, waren die Schlafbaracken, weil dort sehr viele Menschen auf sehr engem Raum waren. Es schliefen meist drei Leute in Etagenbetten übereinander und die Baracken waren zusätzlich meistens noch überfüllt, so dass es oft zu Spannungen unter den Insassen kam. Danach sind wir die Strecke entlang gelaufen, wo früher mal der Zaun war, welcher die verschiedenen Bereiche von einander abgetrennt hat. Dieser bestand aus Stacheldraht und wurde durch Wachtürme und Soldaten zusätzlich gesichert. Daraufhin sind wir auf der ehemaligen Lagerstraße gelaufen. Diese war sozusagen die „Hauptstraße“ von Bergen-Belsen. Sie verlief in der Mitte des Lagers und teilte das Lager in verschiedene Bereiche.
Später wurde das Lager von den Briten befreit. Am 19.05.1945 waren alle Inhaftierten befreit. Die SS musste unter der Aufsicht der britischen Truppen die Leichen wegschaffen und in Massengräber bringen. Jedoch mussten irgendwann Bulldozer benutzt werden, um die Gräber zu füllen, weil immer mehr Leichen auftauchten. In den Massengräbern von Bergen-Belsen sind ungefähr 10.400 Opfer des NS-Regimes begraben. Eigentlich war es üblich, dass die Einwohner der umliegenden Städte in den Konzentrationslagern herumgeführt wurden, damit sie sahen, wovor sie die ganze Zeit ihre Augen verschlossen und was sie ignoriert hatten. Jedoch wurde das Lager Bergen-Belsen, nachdem die Insassen befreit und die Leichen begraben waren, abgebrannt, weil es dort einen schlimmen Fleckfieberbefall gab. Es gab aber Filmmaterial, welches sich die Bürger angucken mussten.
Ich hatte während des ganzen Besuches ein beklemmendes Gefühl, weil ich dadurch, dass ich weiß, was dort früher geschehen ist, die gesamte Zeit des Besuchs eine bedrückte Stimmung gespürt habe. So etwas, wie dort geschehen ist, ist heute fast unvorstellbar und man konnte dort durch die Ausstellung, Interviews der Überlebenden, Berichte und den Blick über das Gelände mit den Massengräbern das Leid der Menschen etwas besser verstehen und nachempfinden.
Meiner Meinung nach ist das, was dort geschehen ist, schrecklich und so etwas sollte niemand erleben müssen. Auch sollte so etwas niemals wieder geschehen, denn kein Mensch sollte ein solches Leid verspüren müssen, wie es die dort Inhaftierten verspürt haben müssen.
Zoe Bier, Klasse 10a