Darstellendes Spiel als Wahlpflichtkurs in Jahrgang 11

Ein Erfahrungsbericht aus der Sicht der Schüler*innen

In der ersten Stunde des WPK Darstellendes Spiel bekam jede Teilnehmer*in eine kleine Anzahl an Blumenzwiebeln, welche wir einpflanzen und das Wachstum beobachten sollten.

Zu Beginn des Kurses war ich doch ein wenig unsicher, denn am Anfang fand ich es ein bisschen komisch, weil man sich untereinander noch nicht kannte und bestimmte Übungen aus dem darstellenden Spiel ausführen musste, welche einen vielleicht auch ‘mal aus seiner eigenen Komfortzone herausgebracht haben. Dazu gehörten z. B. auch die sich immer wiederholenden gleichen Rituale,, wie die Darstellung der eigenen Person mithilfe von Stimme und Körper, die zu Beginn und zum Ende des Unterrichts stattfanden.

Es folgten Übungen wie etwa „der Zeitlupenplanet“, wobei wir lernten die Geschwindigkeit unserer Bewegungsabläufe zu kontrollieren. Die Übung vorgegebene „Emotionen ohne die Nutzung der Stimme“ , wie etwa die Darstellung von Trauer, Verzweiflung, Überraschung etc. war ein Pantomime-Training, das mit der Zeit immer besser und vor allem spontaner klappte.

Nun ging es weiter. Ich hatte mich und meine persönlichen Darstellungsmöglichkeiten etwas besser kennengelernt, doch jetzt sollte das gemeinsame Spielen losgehen. Dazu lernten wir, dass unbedingtes Vertrauen und gegenseitige Aufmerksamkeit im darstellenden Spiel unumgänglich sind.

Um untereinander noch mehr Vertrauen bilden zu können verbanden wir uns die Augen und ließen uns „als Roboter“ von unserem Spielpartner*innen lenken, zunächst durch Handauflegen auf den Kopf, später dann liefen wir frei im Raum und bewegten uns nur noch auf Zuruf durch unseren Spielpartner*in.

Eine weitere vertrauensbildene Übung hieß „Führen und Folgen“. Hierzu verband sich ein Spielpartner*in die Augen und legte eine Hand von hinten auf die Schulter des sehenden Spielpartner*in. Dieser führte nun behutsam den „Blinden“ durch das gesamte Schulareal nebst Schulhof und Treppenhaus. Hier hatten alle zunächst Schwierigkeiten sich aufeinander zu verlassen, doch mit der Zeit ließ die Anspannung nach.

Im zweiten Halbjahr ging es dann an die Entwicklung einer Szene. Im Prinzip konnte jeder eine Rolle inklusive Handlung und Kostüm wählen. Der Spielort, ein Linienbus, war allerdings vorgegeben. Außerdem musste jeder die Handlung der anderen nachspielen können. Das war schon während der Proben außerordentlich lustig!

Ich wählte eine sehr ausdruckstarke Persönlichkeit, einen betrunkenen Schlachten- bummler, der von einem Fußballspiel kam.  Diese Rolle schien mir perfekt, denn ich konnte eine sehr laute Figur darstellen, bei der man sehr viel Freiheiten hatte, was den Text angeht und auch ‘mal improvisieren konnte. Ich lernte schnell mich in diese Rolle einzufühlen, jedoch gab es auch einen komplizierten Aspekt: Das war die disziplinierte Körperspannung und Mimik, welche man dafür benötigte. Das Schwanken des Körpers und das andauernde Lächeln waren anfangs eine Herausforderung, welche ich jedoch durch die mehrfachen Proben immer mehr ausarbeiten und meine Rolle dadurch perfektionieren konnte.

Optimale Nutzung der Bühne und mein erster Auftritt:

Wegen Krankheit konnte ich an der ersten Probe nicht teilnehmen, dann herrschte bei mir große Unsicherheit, weil ich mir anfangs nicht sicher war,  wie ich meine Rolle spielen sollte. Nachdem ich mir dann aber die anderen „Schauspieler*innen“ in ihren Rollen auf der Bühne angesehen hatte, wuchs bei mir die Spiellust, und aus Sicht der Zuschauer*innen wurde mir klar, wie wichtig es ist laut und deutlich zu sprechen und viel Körpersprache zu zeigen sowie die Körperspannung zu halten.

Als ich dann auf der Bühne zum ersten Mal meine Rolle spielte, war ich noch sehr unsicher und hatte weder eine gute Körperspannung noch eine spezielle Mimik, die gut zu meiner Rolle passte. Auch mein Text war mir noch nicht wirklich klar und ich sprach eher leiser. Doch durch wiederholtes Üben und durch Reflexionsgespräche mithilfe von Videoaufzeichnungen wurden alle Darsteller*innen immer professioneller, denn mit der Zeit wurde nicht nur ich immer selbstbewusster und selbstsicherer in meiner Rolle und auch das laute Sprechen ging plötzlich von allein. 

Immer wieder kamen mir dann noch neue Ideen wie ich meine Rolle weiter ausschärfen könnte, da ich mit der Zeit einfach besser nachvollziehen

konnte, wie sich mein „Schlachtenbummler“ wohl gefühlt haben muss. Innerhalb der vielen Proben lernten wir auch, wie wir die Bühne insgesamt und auch einzelne Darstellungsplätze bespielen konnten, etwa, ob wir sitzen oder stehen und wie viel Platz wir, inklusive der Requisiten, benötigten.

Auch die optimale Positionierung der Schauspieler*innen in Richtung Publikum fiel fast allen zunächst schwer bzw. wurde immer wieder vergessen und unsere Spielleitung musste uns fortwährend daran erinnern.

Der große Tag der Aufführung auf dem Kultfest am 13.03.2024

Ich war anfangs hinter der Bühne ziemlich aufgeregt, und meine Nervosität baute sich mit der Zeit immer weiter auf. Als ich dann endlich die Bühne betrat, war ich noch aufgeregter als vorher. Diese Nervosität legte sich zum Glück wieder schnell, da ich realisierte, dass es eigentlich gar nicht so schlimm war, als ich auf der Bühne stand und zudem bemerkte, dass alle im Publikum lachten. Danach fiel mir das Spielen viel leichter und machte noch mehr Spaß als in den Proben, weil wir jetzt ja Publikum hatten 🙂 

13.03.2024: volle Blüte
Die Entwicklung der Blumen stellte während des Schuljahres symbolisch unseren Fortschritt in der persönlichen darstellerischen Entfaltung dar, zeigte, wie wir im Laufe des Schuljahres aufblühten.

Fazit:

Was ich bisher gelernt habe:

  • Ich habe gelernt offener gegenüber anderer Personen zu sein, kann mich besser in ihre Lage einfühlen.
  • Ich bin selbstbewusster geworden, klares und lautes Sprechen fallen mir leicht.
  • Zudem habe ich meine Körperhaltung verbessert.
  • Die anfängliche Unsicherheit auf der Bühne eine Rolle zu spielen ist verschwunden. Es ist mir nicht mehr unangenehm, wodurch ich das Spielen auch wirklich genießen kann

Juni, 2024