„Auf der Bühne bin ich Drama-Queen“

Die Klasse 6 a der IGS Linden führt Ende Juni ein Musical von Konrad Haas auf

Hunar (12) gefällt das Singen am besten. Und, dass er mit seinen Freunden zusammen sein kann. Lena (12) schlüpft auf der Bühne gern in die Rolle von Bösewichten – „da kann ich mich so richtig austoben“. Und Eleana (11) findet, dass sie genau die Drama-Queen darstelle, die sie auch tatsächlich sei. „Da steckt viel von mir selbst in der Figur.“

Alle drei Sechstklässler der Integrierten Gesamtschule (IGS) Linden proben zurzeit mit Konrad Haas und Prof. Ursula Hansen für das Stück „Himmel, Hagel, Stern und Blitz“, das Ende Juni im Kleckstheater Premiere hat.

Endlich wieder singen

Montags und donnerstags sind Einzelproben. Einmal die Woche übt die ganze Gruppe. Dazu gibt es auch Probewochen in den Ferien und Projektwochen während der Schulzeit. Vor sechs Jahren wurde das Musical von Haas in der Regie von Johanna Kunze schon einmal von Sechstklässlern der IGS Linden aufgeführt. Deshalb trägt die neue Fassung auch den Zusatz „Reloaded“ (Wiederaufnahme). Haas hat auch schon mit der Fichteschule zusammengearbeitet.

Hunar, Lena und Eleana sagen, sie würden später gern auch das Singen, Tanzen und Schauspielern zum Beruf machen. „Auf der Bühne kann ich jeder sein, der ich sein möchte“, sagt Lena. Nicht umsonst hätten sich die drei im Sommer 2020, als sie von der Grundschule auf die weiterführende Schule gewechselt sind, bewusst für die Musicalklasse an der IGS entschieden. Doch dann kam Corona – und Singen war aus Infektionsschutzgründen plötzlich monatelang verboten. Die Produktion des vorherigen sechsten Jahrgangs sei deshalb zum Hörspiel umgeändert worden, erzählt Lehrer Christoph Nippert.

Die Kinder sagen, die Proben seien gar nicht so einfach wie gedacht. „Das ist nicht nur ein bisschen Text lernen, singen und bewegen“, sagt Lena. Man müsse immer gedanklich dabei bleiben, auch wenn man gerade nicht an der Reihe sei. „Einschlafen geht nicht“, wirft Eleana lachend ein. „Man muss jede Sekunde wach sein.“

Begegnung mit Marsmännchen

Hunar meint, den Text habe er schnell auswendig gelernt. Aber die Worte mit den passenden Bewegungen zu begleiten sei schwieriger, als es aussehe. An diesem Vormittag muss er mit geschlossenen Augen einen Baum ertasten und sich dann später auf den Boden fallen lassen. „Geht das nicht ein bisschen flotter?“, fragt Professorin Hansen. „Ihr seid doch noch jung und sportlich!“ Haas erläutert Jamal, der einen Baum spielt, noch einmal, wie er schleichen solle. Hunar spielt Paul, der seinen von Marsmännchen entführten Vater vom Mond rettet. In dem Musical geht es um verschwundene Väter, unerfüllte Teenagerliebe und den Zusammenhalt – in Patchworkfamilien wie in Klassengemeinschaften.

Gundlach-Stiftung fördert

Die 83-jährige Hansen, einst Deutschlands erste Wirtschaftswissenschaftsprofessorin, unterstützt mit ihrer Gundlach-Stiftung seit Langem die Musiktheaterproduktionen mit der IGS Linden. „Es gibt kein Casting, die ganze Klasse steht auf der Bühne und singt, und wir bieten einen professionellen Rahmen. So schaffen wir den Spagat, jedes Kind zu integrieren und zu fördern und trotzdem ein professionelles Theaterstück zu produzieren“, erklärt sie. Auch Klassenlehrer Nippert schwärmt von der Integrationskraft des Musicals. Selbst Kinder, die noch nicht so gut Deutsch sprächen oder im Lernen etwas schwächer seien, könnten hier Höchstleistungen zeigen. Das Selbstbewusstsein steigere das Projekt allemal.

Noch Restkarten erhältlich

Die Klasse 6 a will „Himmel, Hagel, Stern und Blitz“ nun als Bühnenstück zeigen – von acht Aufführungen im Kindertheaterhaus Altes Magazin, Kestnerstraße 18, sind laut der Homepage von Haas fünf bereits ausverkauft. Für den 26. und 30. Juni sowie den 2. Juli gibt es noch Restkarten. Tickets für Erwachsene kosten 11, für Kinder 6 Euro. Reservierungen unter Telefon (05 11) 3 50 08 84 oder per E-Mail an mail@musiktheaterkonrad.de. Infos unter musiktheaterkonrad.de.

Quelle:
Stadt-Anzeiger West vom 02.06.2022, Seite 2