Auf der Bühne – Kultur-Rückblick Juni/Juli

Einige kleine und größere Auftritte gab’s zu bestaunen in den letzten Wochen – und obendrein wurde deutlich, wie lebendig die Kultur an der IGS Linden ist. Ein Rückblick auf „Hüben & Drüben”, die „7 Todsünden”, den Liederabend mit Amadea und das 8.Jg.-Literaturcafé.

HÜBEN & DRÜBEN hieß es auf dem Plakat zum Musik- und Zirkusabend am 25. Juni, und die Besucher waren voll des Lobes für diese neue Konzeption: Musikdarbietungen von ca. 45 Minuten gleichzeitig auf zwei Bühnen (hüben = Forum, drüben = Aula), die Zuschauer wechseln anschließend den Ort und sehen auf diese Weise zwei Programmfolgen; dazwischen liegt eine ausgiebige Pause, die von der Catering-AG (Ltg. Marianne Pabst) kulinarisch und durch Mitglieder der Zirkus-AG (Ltg. Wolfgang Pruisken) an verschiedenen Stellen des Weges zwischen Aula und Forum artistisch bereichert wird (hier einige Fotos vom Abend).

Beide Programme zeigten zum einen die Resultate der Proben von Gruppen, nämlich der Musikklassen des 6., 7. und 8. Jahrgangs sowie des Chores des 12. Jahrgangs, zum anderen das Können von Einzelnen – hier gab es viel Beifall für eine Reihe von Klavierspielern, für einen Gitarristen, ein Trio, ein Duo und nicht zuletzt für den klassischen Gesang einer Schülerin des 12. Jahrgangs. Was die „Klassenorchester“ der 6c (Hans Gierschik), 7c (Brigitte Senge) und 8c (Ben Königshofen, Annette Johannknecht) boten, machte richtig Laune – so begeistert, so engagiert und so „groovig“ spielten (und sangen) sie die für ihre jeweilige Besetzung von den Musiklehrer/innen arrangierten Titel. Timo Benecke (6f), Hanna Pehle (7c), Melissa Ruft, Berkan Abaci (beide 8c) sowie Glen Feldmann (11.3) und Rahel Voigt (11.4) waren die Pianist/innen des Abends, über deren (bei manchen in kaum einem Jahr Unterricht erworbenen) Können das Publikum nicht schlecht staunte. Gleiches gilt für Marlon Bahadori (7c) mit seiner Gitarre, das Trio Leyla Özcelıklı, Layla Al-Achgar (6c) und Massoud Amiry (6a) sowie das Duo Lilli Hellmund & Natascha Fechner (6a). Letztere führten im Übrigen keck und souverän durch das Programm in der Aula. Im Forum gab es eine doppelte Premiere für die Schule: Amadea Lässig (12.Jg.) gab eine umjubelte Kostprobe ihres Liedrepertoires, und einen Chor-„Unterricht“ der Oberstufe (Johanna Reh & Marcus Altmann), der sein Ergebnis aus mehr als 50 Kehlen präsentiert, hat es so auch noch nicht gegeben. Johanna Noltemeier (11.3) und Anna Bertram (12.Jg.) übernahmen gut gelaunt die Moderation im Neubau-Teil der Schule. Viel Beifall hüben und drüben – und das Bedauern der Mitwirkenden, nur jeweils einen Teil des Programms gesehen und gehört zu haben…

DIE 7 TODSÜNDEN (oder: Aus dem Leben des E.) war – im besten Sinne – eine typische Produktion der Theater-AG (Ltg. Jutta Gerhold). Was diese freiwillig so ausdauernd und häufig probende Gruppe mit Schüler/innen des 7.-13. Jahrgangs auf die Beine gestellt und am 30. Juni in der Aula präsentiert hat (zuvor schon im Ballhof 2 im Rahmen von „Jugend spielt für Jugend“), war nämlich ein durch und durch selbst konzipiertes und geschriebenes Stück, „das auf Szenen verschiedener Musicals zurückgreift und sich mit den Verlockungen und Bedrohungen des menschlichen Lebens auseinandersetzt“, wie es in der Ankündigung hieß. In der Rahmenhandlung verfällt die zunächst zögernde Zuschauerin Sophie (glaubwürdig: Marlene Riske, 12.Jg.) nach und nach den Verlockungen der „Todsünden“, durch die sie der schwarz gewandete, zunächst verzweifelte, dann immer kecker werdende E. (dominant: Cosimo Orth, 11.2), assistiert von einem Marionettenwesen (diabolisch: Tevka Pirone), geleitet, der sich schließlich auf Kosten Sophies von der „Todsünden“-Gefangenschaft befreit. Trägheit, Völlerei, Hochmut, Wollust, Habgier – diese Laster fanden die Theater-AG-Autoren in bestimmten Musical-Songs bzw. -Szenen, die sie für ihre Zwecke bearbeiteten. Und die Lieder wurden bravourös – und oft selbstbewusst-frech – gesungen: viel und verdienter Beifall für Jamie May (Abiturientin), Toulaye Ndione (8e), Alice Lüssenhop (10f), den Bordell-Chor mit Cosimo Orth und Jana Esslinger (10f) als Solisten sowie Cosima Wenzel (7e) als Geigerin. Zorn gab’s in einer gänzlich selbst entworfenen und voller Situationskomik steckenden Schulklassenszene mit Cosima als Protagonistin und Amadea Lässig als Live-Sängerin von deren „Kopfhörer-Musik“. Und auch der Neid als Abschluss lebte nicht nur von der nun ganz in schwarz gekleideten Sophie und dem fast schadenfrohen E. – jetzt in weißem Outfit –, sondern Amadea gab mit ihrem eindrucksvoll vorgetragenen, fast meditativen Schlusslied dem Ganzen einen fast geheimnisvollen Touch. (Hier: Bilder des Abends, Dank an Lisa Homann/12.Jg. für die beeindruckendsten von ihnen!). Nicht auf der Bühne, aber genauso wichtig für das Gelingen waren XY (11.Jg.), die sich um das Licht kümmerte und das Plakat gestaltet hatte, sowie Luisa Steiner (12.Jg.) als unermüdliche Textbuchentwicklungskoordinatorin. Jutta Gerhold verabschiedet sich mit dieser, ihrer letzten Produktion in den Ruhestand – und die IGS Linden verliert eine ebenso engagierte wie kreative Regisseurin, zudem Englisch- und Politiklehrerin, Tansania-Engagierte, …

Ihren 2. LIEDERABEND gab Amadea Lässig am 9. Juli im KulturCafé in der Cafeteria der Beethovenstraße. Wie schon vor einem Jahr bezauberte die Schülerin des 12. Jahrgangs ihre Zuhörer mit einer großen, viele emotionale Register beherrschenden Stimme – wegen deren Ausbildung bei der Hochschulprofessorin Carol Richardson sie überhaupt nach Hannover gekommen war. Und nicht nur ihrer Stimme, sondern auch ihrer Körperhaltung und Mimik, ihrem gesamten Auftreten merkte man das weitere Jahr des Gesangsunterrichts an. Sowohl die diffizilen Miniaturen Hugo Wolfs als auch die breit geschwungenen Linien in Gabriel Faurés Liedern (hier ein Hörbeispiel) machte sie auf ihre ganz persönliche Weise lebendig. Und wenn einige Zuschauer bei Schuberts „Ave Maria“ feuchte Augen bekamen, lag das an einer Intensität des Ausdrucks, die die dem Stück (leider) anhaftende, klebrige Klischee-Emotionalität glatt vergessen ließ. Wie sehr Amadeas Wunsch, einmal auf der Opernbühne zu stehen, ihren Fähigkeiten entspricht, zeigte sie bei der Zugabe, dem furios-theatralischen „Hexenlied“ Mendelssohns. Großer, großer Beifall für eine bewegende Abendstunde.

Last not least: LITERATUR-CAFÉ hieß es am 14. Juli im 8. Jahrgang. Was dort unter der Federführung von Anna Mutz – hier ihr ausführlicherer Bericht – in den IGS-Unterrichtsräumen der Ihmeschule organisiert wurde und zu sehen und zu hören war, lässt den Verfasser (in seiner Eigenschaft als „Kulturkoordinator“ der Schule) strahlen: Schülerinnen und Schüler präsentieren von ihnen selbst verfasste Texte vor Mitschülern des Jahrgangs und Gästen, anschließend gibt es Zeit für Kommentare und Fragen, es folgen 10 Minuten Pause und alle stärken sich an einem großen Büffet im Flur, weiter geht es mit anderen phantastischen, kurzgeschichtenartigen oder informativen Texten in einem anderen Raum… – das ist lebendige, kreative Schulkultur, wie man sie sich nur wünschen kann (hier einige Fotos). Dank an Anna Mutz und den gesamten 8. Jahrgang!

Dass Veranstaltungen am Ende des Schuljahres in eine Phase fallen, in der sowohl das Kollegium als auch die Schülerschaft unter hoher Arbeitsbelastung klagen, gilt leider auch für das Jahr 2015. Die Besucherzahlen bei allen Veranstaltungen hätten ein wenig höher sein dürfen. An dieser alljährlich wiederkehrenden Situation wird sich wohl nur wenig ändern lassen – außer mit dem Hinweis, dass alle, die nicht gekommen sind, etwas verpasst haben und sich in den kommenden Jahren überlegen sollten, ob sie sich nicht einige Abende in den letzten Schuljahrswochen für IGS-Aufführungen reservieren könnten. Der Abschluss des kommenden Projektjahres ab Ende Mai 2016 wird dazu reichlich Gelegenheiten bieten… 😉

(M.A.)