2013, Jg. 12: Augenblick – Lebenszeit – Zeitdruck – Zeit…

Nachtrag aus dem März. – Für Oliver Wolfskehl, den neuen Oberstufenleiter, war es das erste Mal, dass er miterleben konnte, was an der IGS Linden seit geraumer Zeit im 12. Jahrgang zu einer festen Einrichtung geworden ist: das selbstständige und kreative Arbeiten in Gruppen zu einem Oberthema im Rahmen der Februar-Projektwoche. ZEIT hieß dieses Thema 2013, geplant von den Lehrerinnen und Lehrern des sog. Seminarfaches, koordiniert und engagiert vorangetrieben von Kollegin Ulrike Bammel. Die Präsentation aller Arbeiten fand am Freitag, den 1.3., in der Schule statt und wurde von einer Jury bewertet, in der auch Mitarbeiter des Lindener Kulturzentrums FAUST saßen. Die geeignetsten acht Gruppenarbeiten wurden am Dienstag, den 5.3., nachmittags in der FAUST-Warenannahme öffentlich vorgestellt (hier einige Fotos) – die bewährte Kooperation zwischen Lindener Gesamtschule und dem bekannten Kulturzentrum, vor Jahren eingefädelt durch Wolfskehls Vorgänger Walther Engel, zeigte einmal mehr, wie fruchtbar sie ist.

 Manchmal ganz deutlich, manchmal nur zu erahnen war die Zugehörigkeit der präsentierten Gruppenergebnisse zu den Profilen der Oberstufe. Dass Bewegte Uhren angeblich langsamer gehen (Vielen Dank, Herr Einstein!), darüber machte man sich (natürlich!) im Physikunterricht des Mathe-Zweiges so seine Gedanken, und was Christopher, Pascal, Jenarthanan, Niclas, Cihan und Tim als Professoren und Gelehrte („Dr. Dr. Dr. Dr. Dr.“) per Video dazu vorführten, war nicht nur informativ, sondern auch ein ironischer Seitenhieb auf die potenzielle Unverständlichkeit einer mit formelgefüllten Tafeln operierenden Naturwissenschaft.

Die zweite Naturwissenschaftler-Gruppe setzte mit ihrem Film Bedeutung eines Augenblicks zwar auf das pralle – na ja, eher: tragische – Leben, wenn sie den inneren Konflikt eines Abiturienten schilderte, den einen Tag vor der Klausur die Freundin per SMS verlässt, aber Ole, Furkan, Emil, Gamze und Franziska machten auch klar, dass es ihnen um die Frage ging, wie lebensentscheidend ein winziger Bruchteil dessen, was wir Zeit nennen, sein kann.

Aus der Sprachenklasse stammte Zeit unseres Lebens. Esther, Berit, Carolin, Katharina und Isabel bewegte, was Menschen aus ihrer Lebenszeit machen. „Möchten Sie noch einmal jung sein?“ – diese Frage wurde letztlich verneint, wenn die Interviewten viel erlebt hatten.

Mit einem thematisch ähnlichen Beitrag war auch der Gesellschaftszweig vertreten. Die Mitglieder der Gruppe, Nora, Ami, Maxi, Lennart und Jannik, wählten für ihren Film den kryptischsten Titel: 86. Hätten Mina und Vida, die durch das Programm führten, es nicht verraten, hätte man sich über die Bedeutung den Kopf zerbrechen können… In geschickt geschnittenen Interviews beantworteten neun Personen Fragen über ihr Leben; sie waren zwischen 5 und 91 Jahren alt, bildeten also eine Lebenszeitspanne von 86 Jahren ab – und als Zuschauer konnte man kaum umhin, amüsiert Gemeinsamkeiten („Spaß haben!“) und Unterschiede festzustellen.

Vier der im FAUST gezeigten acht Beiträge stammte von Schülerinnen und Schülern aus dem Kunst-Profil. Laura, Nurşen, Niloufar und Annabelle beschäftigten sich in Generation Handy mit dem liebsten Accessoire ihrer Altersgenossinnen und -genossen, inkl. eines traumatischen Selbstversuches: acht Stunden ohne das mobile Telefon samt SMS („Ich fühlte mich echt als Außenseiter“!). Das abschließende Plädoyer für ein handyabstinenteres Leben überraschte in seinem kritischen, moralischen, geradezu kulturrevolutionären J Anspruch. Unruhiges Murmeln im ertappten Publikum…

Geradezu als Kunstprojekt angelegt war 5 vor 12 von Janne, Elena Sophia, Joel und Dennis. Schnelle Schnitte, immer bedrückendere Bilder, die warnende Stimme aus dem Off und der unaufhaltsame Fünfminutentakt der Zeitangaben – eine beklemmende Inszenierung.

Geschickt gefilmt war auch Im Laufe der Zeit von Ardelle, Mia, Sina, Rabea und Johanna. Die Autorinnen beschäftigten sich anhand von Interviews mit der Bedeutung der Zeit für unser Leben: Nehmen wir Einfluss auf sie oder umgekehrt sie auf uns?

Im abschließenden Beitrag fokussierten Meryem, Gülbahar, Ebru, Mara und Sibel das Oberthema auf ihren Stadtteil: Wie die Zeit vergeht – in Linden. Sie verglichen anhand von Fotos Orte früher und heute, führten Interviews – und ermöglichten einen ganz besonderen Blick auf den Schwarzen Bär, dessen „Erlebnisse“ eines Tages im Zeitraffer an den Zuschauern vorbeizogen.

Ein informativer, nachdenklicher und unterhaltsamer Nachmittag – dank des Engagements der Schülerinnen und Schüler, deren Betreuung durch ihre Seminarfachlehrerinnen und -lehrer und der guten Zusammenarbeit zwischen FAUST und IGS Linden.

(M.A.)