Rückblick auf ein Jahr voller Gesang, Sturmflut und heldenhafter Texthänger

Wenn ein Schuljahr elf Monate hat, dann hatten wir davon mindestens zehn rappelvolle Monate mit der Musical-AG in Verantwortung von Musiktheater Konrad.

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Montags wurde szenisch geprobt – mit allem, was dazugehört: dramatische Seufzer, kühne Einsätze, stolze Schritte, falsche Schritte, richtige Schritte, Schritte, die niemand einordnen konnte – und mittwochs fanden die legendären Vormittags-Gesangsproben statt. Die Jugendlichen schlichen sich wie musikalische Spezialagenten aus dem Unterricht, sangen 20–30 Minuten motiviert (und manchmal mutig hoch) und glitten danach unauffällig zurück in den Unterricht.

Begleitet wurde die Truppe von einem Team wie aus einer Streaming-Hochglanzproduktion:

• Timo Karasch, Regisseur mit stoischer Ruhe;
• Konrad Haas, musikalischer Leiter, Produktionschef und Mastermind;
• Professor Dr. Uschi Hansen, Intendantin, Textflüsterin und unerschöpfliche Motivationsquelle;
• Ruth Hellmund, Herrscherin über Choreografien und Bewegungswunder; Inspizientin
• und Christoph Nippert, pädagogischer Navigator.

Dazu ein Orchester, das jeden historischen Komponisten neidisch gemacht hätte: Cello, Viola, Geige, Saxophon, Querflöte, Schlagzeug, Bass, Keyboard und Gitarre.

Juni 2025 – Acht Aufführungen, achtmal ausverkauft, achtmal Euphorie

Im Kindertheaterhaus / Alten Magazin Hannover spielte das Ensemble acht restlos ausverkaufte Vorstellungen – ein Triumph mit Gänsehautgarantie.

Ein Kinoereignis im Apollo – die Inszenierung im neuen Licht

Anfang November wurde der professionell gefilmte Mitschnitt der Hannover-Aufführungen im Apollo Kino gezeigt. Auf der großen Leinwand wirkte die Inszenierung episch: jede Geste größer, jeder Einsatz heldenhafter. Das Ensemble saß mitten im Publikum und ließ sich am Ende feiern. Gewidmet ist der Film Laura und Harald Schandry – der langjährigen Leitung des Kindertheaterhauses, die IGS Linden und Musiktheater Konrad über ein Jahrzehnt unterstützt haben.

Die Krise vor der Reise – Drama außerhalb der Bühne

Kurz vor der Sylt-Reise verließen mehrere Ensemblemitglieder die Produktion – teils eine Woche vorher, teils früher. Manche hielten Moral und Gewissen offenbar für Requisiten, die einfach ablegen kann, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen für die Gruppe, die Verabredungen auf Sylt und die finanziellen Verpflichtungen. Entsprechend groß war das Drama.

Doch dann geschah das Wunder der Musical-AG: Tristan und Ella aus  der preisgekrönten Inszenierung „Kommissar Shakespeare“ (2023) sprangen kurzfristig als Vater /Sultan und U1 ein – ein echtes Wunder, möglich nur durch besondere Gemeinschaft, Zusammenhalt, enorme Kraftanstrengung und echte Liebe zu dem, was man tut. Clarisse (legendär als Hase!), Gesa und Pauli übernahmen zusätzliche Rollen. Alle supergut, alle unkompliziert und hochprofessionell UND zuverlassig.

Der große Aufbruch

Um 7:20 Uhr bestiegen wir den Zug nach Sylt. Parallel fuhr ein LKW mit Requisiten, Technik und gefühlt dem gesamten Fundus des Musiktheater Konrad in Richtung Norden. Aus allen Himmelsrichtungen reisten Regie, Musikalischer Leiter, Intendanz, Inspizienz, Musiker, Techniker, Maskenbildnerin und Kostümbildnerin an. Im Strandhotel Sylt angekommen, bezog das Ensemble seine Zimmer, während im Alten Rathaussaal des Kurhauses stundenlang aufgebaut wurde.

Generalprobe – Pizza rettet den Tag

Um 19 Uhr begann die Generalprobe, unterbrochen von einer dringend nötigen Pizzapause. Die beiden „Rettungskräfte“ erkundeten die viel größere Bühne – erst tastend, dann souverän. Um 21:40 Uhr endete dieser episch lange Tag.

Die Aufführung – 350 Jugendliche, kein Vorhang und viel Gänsehaut

Um 11 Uhr „hob sich der Vorhang“ – symbolisch, denn es gab keinen. 350 Sylter Jugendliche verfolgten gebannt die Geschichte von Franz von Assisi: einem jungen Adeligen, der Tiere lieber mag als Geld und erkennt, dass Menschlichkeit die eigentliche Währung ist. Danach: Jubel, Trampeln, Bravo-Rufe und ein Autogrammrausch im Foyer.

Bonustag Samstag: Freizeitprogramm – Sylter Highlights

Erlebnisbad Sylter Welle, Weihnachtsmarkt, Uwe-Düne, Rotes Kliff, Erlebniszentrum Naturgewalten inklusive iPad-Rallye, Busreise durch den Norden der Insel, abends der Film „Amrum“ im Inselkino und Feier des Erreichten im Restaurant – ein Tag voller Natur, Bildung, Kultur und Kulinarik.

Der Sonntag – Armbänder & Abschied

Zum Abschied erhielt jedes Ensemblemitglied ein Armband von Uschi Hansen – als Zeichen von Gemeinschaft, Erfolg und gemeinsamen Erlebnissen, die für immer in Erinnerung bleiben.

Großer Dank

Dank gilt Musiktheater Konrad, Prof. Dr. Uschi Hansen, Konrad Haas, Timo Karasch, Ruth Hellmund, den Musiker*innen, Techniker*innen und der Gundlach Stiftung – und natürlich dem großartigen Ensemble! Eine herrliche Zeit: anstrengend, musikalisch, chaotisch, witzig, herausfordernd, herzerwärmend und voller Magie.

Besser hätte es nicht enden können.

Christoph Nippert