„Was geht“? KollegInnen zeigten es am 23.5.

Ihr Motto „Was geht?!“ griffen Kolleginnen und Kollegen „genüsslich – grenzwertig – gombetent“ auf und gestalteten in diesem Sinne einen künstlerisch vielfältigen Mittwochabend, der den Beteiligten wie dem Publikum im gefüllten Forum der IGS Linden in bester Erinnerung bleiben wird (filmische Ausschnitte hier). Dazu trugen nicht nur das lockere, gemütliche Ambiente mit den von Marianne Pabst und ihrer AG liebevoll hergerichteten Tischgruppen, die Snacks und Getränke sowie die farbig-warme Beleuchtung bei, sondern die vor guter Laune sprühenden, intensiv musizierenden, spielenden oder lesenden Aktiven – und ganz besonders Sascha Schwarze als „doppelter Moderator“.

Er gab nicht nur den fast snobistischen, hochgestochen parlierenden Intellektuellen, sondern auch „Serkan“, der den ungeliebten Job (Begrüßung: „Was geht, Alter“) als Ausgleich für eine in den Sand gesetzte Klausur übernehmen musste – wahrlich zum Brüllen für alle Kenner der treffsicheren Jugendsprache!

Anfang, Mitte und Abschluss des Programms bestritt der seit gut zwei Jahren bestehende, KollegInnen jeglichen Alters umfassende Chor unter Leitung von Marcus Altmann, der – wie zuletzt im Herbst beim Hackmann’schen Kabarett – durch Klangfülle und erstaunliche Präzision bestach. Und das gleichermaßen bei Jazz-Standards wie „Hit the road, Jack“ oder „I’m walking“, bei einer Rock’n’Roll-Nummer („Your Mama don’t dance“), bei einem Volkslied („Ein Jäger längs dem Weiher ging“) oder einem Wise-Guys-Hit („Deutschlehrerin“). Viel Beifall auch für die Solisten Jean-Michel Chaunière (als Tänzer), Jörg Ilsemann (als „Deutschschüler“), Ati Heise (in flagranti von der Polizei erwischter Jüngling) und Hans Gierschik am Klavier.

Sehr vielfältig waren die szenischen Beiträge: Aykins Hyde (Tänzer, als Gast) und Jürgen Morgenstern (Kontrabass & Stimme) improvisierten hochspannend zum „Gehen“; Rudi Pohl lotete, mit großer Geste und gewaltiger Stimme, in einer Art Clown-Nummer solistisch den Raum aus; Rolf Hackmann (alias „Kevin“ – allein für die Namenswahl tosender Beifall) und Sascha Schwarze („Serkan“) dialogisierten an der Straßenbahnhaltestelle im Slang über den Wert der Bildung; schließlich spielten Brix Senge, Sascha Schwarze und Jürgen Morgenstern grandios die berühmte G-Szene von Heinz Erhardt („Gatte gegangen, Gelegenheit günstig…“), von Brix S. um einen grotesken Schluss erweitert.

Quasi als Ruhepole wirkten zwei Lesungen: Christoph Walther rezitierte etliche schräge Gedichte, denen er attestierte, sie thematisierten „Abgänge“ aller Art (z.B. von Villon oder Ringelnatz), Rolf Hackmann nahm sich genüsslich der „G(eh)-Lyrik“ Robert Gernhardts an.

Musikalischen Genuss gab es obendrein durch einen Solisten und ein Trio. Benjamin Königshofen zelebrierte am 6-Saiter-E-Bass eine ausgedehnte Improvisation über „Round Midnight“. Zuvor waren Wiebke Hansen (mit strahlend-klarem Sopran) und Marianne Schön (mit quirlig-virtuoser Flöte), begleitet von Marcus Altmann am Klavier, in klassischen Gefilden unterwegs: Schuberts „Der Hirt auf dem Felsen“ fesselte durch die Intensität des Vortrages der beiden Frauen – nicht zuletzt wegen „Serkans“ Ankündigung eines „behinderten Romantik-Trips“ bzw. einer „Klassik-Lesben-Mucke“(!)…

Was alles so „geht“, konnte das Publikum also sehen und hören. Dass es mit solcher Art von Abenden weitergeht, kann man sich nur wünschen.

(M.A.)