IGS-Gruppe in Natiro/Tansania – Julia Weper berichtet

BRIEF Nr. 1 –   Fukeni, 08.10.2010, 6.30 Uhr

Hamjambo, ihr Lieben!

Afrika ist einfach nur anders, und was man definitiv weiß, ist, dass man nichts weiß! Wir sind am 3.10. angekommen. Untergebracht sind wir in Fukeni, im Gästehaus der evangelischen Gemeinde. Einfach, aber sauber und gemütlich, mit Blick auf den Kibo (die Spitze des Kilimanjaro). Der Kibo zeigt sich gerne früh morgens im leichten Nebel oder abends zum Sonnenuntergang. Es gibt mittlerweile schon gefühlte 1000 Fotos .  Für die Schüler ganz wichtig: Wir haben hier auch eine „richtige“ Dusche und ein „richtiges“ Klo, kein Loch im Boden. Seit wir hier angekommen sind, hatten wir schon mehrere Stromausfälle, kein Wasser für 2 Tage, Netz haben wir grundsätzlich nicht, und die Akkus sämtlicher Geräte sind superschnell leer. Nach 3 Tagen hatte ich auch endlich Internet, aber meistens ist entweder die Verbindung sehr langsam oder der Akku leer, und um aufzuladen, bräuchte man ja Strom . Alles nicht so einfach: That’s Africa!!!

Wir haben schon viel erlebt und gesehen, und die ersten Tage konnte man das alles gar nicht in Worte fassen. Die Schülerkommentare fielen in etwa so aus: Afrika ist voll der Hammer!!! Und so ist es auch.

Für alle, die nicht wissen, warum ich mich gerade in Tansania aufhalte: Die IGS Linden hat seit zwei Jahren eine Partnerschule, die Natiro Secondary School in Fukeni, in der Nähe von Moshi. Unser Projekt ist, sie bei dem Bau eines Schlafsaales für Mädchen zu unterstützen, mit dem sie die Schule zu einer Highschool expandieren wollen.

Die Stimmung in der Gruppe ist einfach nur super, den Kids geht’s ganz fantastisch, alle sind gesund und munter. Wir haben in den letzten Tagen schon soooo viel gesehen: unter anderem einen afrikanischen Markt am Mittwoch, den wir dank unsere tansanischen Freunde sehen konnten, da er nicht touristisch ist. Dort haben wir  uns gefühlt wie die Goldesel und einigen afrikanischen Mamis wahrscheinlich das Geschäft des Tages bereitet. Gestern haben wir eine Wanderung durch den Regenwald gemacht, der etwas 5 km oberhalb der Schule anfängt. Insgesamt legten wir stolze 20 km zurück, haben jetzt alle Sonnenbrand und Blasen, aber es hat sich gelohnt! Heute fangen wir tatsächlich an, auf dem Bau mitzuhelfen (Zement anrühren, Steine schleppen u.ä.). Danach steht ein Fußballspiel zwischen unseren und den Natiro-Schülern auf dem Programm. Das Highlight wird definitiv die Safari nächste Woche. Wir werden mit unseren Partnerschülern und -lehrern die Nationalparks Ngorongoro und Tarangire besuchen und zwei Nächte dort übernachten. Ein Koch und ganz viel Essen wird mitgebracht. Darauf freuen wir uns natürlich sehr, wie man sich vorstellen kann.

So, das war’s dann erstmal mit News aus der Ferne. Zum Neidischwerden gibt’s demnächst noch was zu gucken.

Bis bald, Julia

 

BRIEF Nr.2 –   Fukeni, 9.10., 19.30 Uhr

Ihr lieben Zurück- äääh Daheimgebliebenen! 

Wir kommen gerade von einem sehr netten Ausflug zurück. Wir waren heute in Marangu und haben uns dort erst eine der ersten deutschen Kirchen besichtigt, sind dann weitergefahren und haben uns die Marangu-Wasserfälle angeschaut. Die Wasserfälle gehören zum Kilimanjaro-Nationalpark. Dort haben wir uns eine Weile aufgehalten und viele schöne Fotos gemacht. Die Schüler hatten viel Spaß, das ist ja die Hauptsache.

Mit unserer Wanderung durch den Regenwald letzten Donnerstag konnten wir sie nämlich überhaupt nicht begeistern. Es war brütend heiß und in der sengenden Mittagshitze sind wir stundenlang den Berg hinaufgekrochen. Sämtliche Bemühungen meiner lieben Kolleginnen half nüscht: Lena versuchte es mit Blätter- und Pflanzenbestimmung – vergeblich! Renate versprach immer, dass man Affen sehen könne, nur dazu müsse man leise sein – auch das half nicht. „Der Spaziergang durch den Regenwald war total überflüssig. Es sieht dort aus, wie im Harz“! Wenn ihr meint… Aber wir Lehrer hatten unseren Spaß und alle einen soliden Sonnenbrand – wie sich das für uns Weiße gehört . Pastor Kennedy empfing uns mit den Worten: „You look like Germans. You are red,“! Na, vielen Dank auch. Das war ja sooo gar nicht geplant.

Für die Arbeit am Bau des Schlafsaals am Freitag haben wir uns dann doch den gegebenen Umständen gebeugt und schweren Herzens Sonnenschutzfaktor 50+ rausgeholt und einen Hut aufgesetzt. Die Arbeit auf der Baustelle war richtig gut, und ich hätte nicht gedacht, dass die Kids so ranklotzen können. Und das bei über 30 Grad. Respekt! Da gab es auch ein dickes Lob vom Schulleiter Mr. Foya. In der Pause wunderten wir uns, dass die Natiro-Schüler alle aus den Klassenräumen strömten und uns kichernd zusahen. Kein Wunder: Sie haben noch nie junge Frauen die Männerarbeit machen sehen. Was haben die sich beölt. Das war ein lustiges Bild.

Heute war es Gott sei Dank nicht ganz so heiß und bedeckt. Das tat mal richtig gut.

Morgen gehen wir in die Kirche (die ist nebenan). Die Schüler freuen sich schon – wir haben ihnen aber verschwiegen, dass der Gottesdienst hier bis zu 3 Stunden dauern kann, dass wir auf harten Holzbänken ohne Rückenlehne sitzen und dass wir, als Ehrengäste, eine Rede vor der ganzen Gemeinde halten… Mal sehen, wie groß die Freude danach noch ist .

So, es riecht nach Abendessen! Da höre ich doch mal auf!

Bis bald wieder aus dem fernen Afrika,

eure Julia